Für die Herstellung unterirdischer Versickeranlagen werden zunehmend quaderförmige und wasserdurchlässige Kunststoffblöcke verwendet. Sie werden auf der Sohle einer offenen Baugrube nebeneinander und meist auch in mehreren Lagen übereinander zu großformatige Wasserspeicher zusammengefügt. Nach vollständiger Ummantelung mit einem Geotextil und Überschüttung mit Erdreich ergibt sich ein temporärer Speicher, in den Niederschlagswasser in größeren Mengen eingeleitet werden können. Im Laufe der Zeit versickern diese in den tieferen Untergrund. Zur Unterscheidung von Kiesrigolen und Rohrrigolen wird diese Art von Rigolen als Blockrigole bezeichnet.
Blockrigolen haben in Europa eine erhebliche Marktbedeutung erlangt, weil sie keinen Platz an der Geländeoberfläche benötigen, ein hohes Speichervolumen besitzen, und wirtschaftlich herzustellen sind. Sie werden sowohl unter Freiflächen als auch zunehmend unter Verkehrsflächen eingebaut.
Für den Einsatz und für die Prüfung von Blockrigolen aus Kunststoffblöcken gibt es in Deutschland bisher noch keine allgemein anerkannten technischen Regeln, wie Normen, Merkblätter, Vorschriften etc. Die Nachuntersuchungen von Schadensfällen haben gezeigt, dass vor allem die statischen Eigenschaften vieler Produkte zu wenig bekannt waren. Nachteilig war auch, dass es den Anwendern aufgrund der unterschiedlich durchgeführten Produktprüfungen der verschiedenen Hersteller nicht möglich bzw. schwer war, deren statischen Nachweise zu vergleichen bzw. zu beurteilen.
In Deutschland haben sich deshalb vor einigen Jahren mehrere Hersteller von Kunststoffprodukten sowie Fachleute aus der kunststofftechnologischen und geotechnischen Prüftechnik zu einem Güteausschuss zusammengefunden, um im Sinne des Verbraucherschutzes neue RAL-Güte- und Prüfbestimmungen für Blockrigolen zu erarbeiten. Ziel war es, ein wissenschaftlich fundiertes und nachvollziehbares Prüfprogramm zu erstellen, das nicht nur der Qualitätskontrolle dienen sollte, sondern darüber hinaus auch die Ausgangswerte für die statische Nachweisführung der unterschiedlichen Produkte liefern sollte. Das Prüfprogramm sollte deshalb auch so entwickelt werden, dass es sich in das für diese Produktgruppe gültige Normenwerk der Geotechnik, wie insbesondere dem Eurocode 7 (EC 7) einfügt.
Den vollständigen Artikel des Güteausschuss Versickerung der Gütegemeinschaft Regenwassersysteme e.V. finden Sie hier.
Quellen:
www.fbr.de, Dezember 2012
Starkniederschläge nehmen vor allem im Sommer zu -
Abschlussbericht des Forschungsvorhabens: Auswertung regionaler Klimaprojektionen für Deutschland hinsichtlich der Änderung des Extremverhaltens von Temperatur, Niederschlag und Windgeschwindigkeit
Gewappnet sein für extreme Wetterereignisse
BBK, BBSR, DWD, THW und UBA stellen Forschungsergebnisse vor
Extreme Wetterereignisse stellen unsere Gesellschaft schon heute immer wieder vor Herausforderungen: Hitzewellen, wie etwa im Sommer 2003, bringen enorme gesundheitliche Belastungen mit sich und können viele Todesopfer fordern, Starkniederschläge und Winterstürme verursachen immer wieder immense Schäden an
Infrastruktur und Gebäuden und bringen Menschen in Gefahr. Es ist zu erwarten, dass Extremwetterereignisse und deren Folgen künftig eine noch größere Bedeutung für Mensch und Umwelt haben werden. Daher stellt sich die Frage, wie sich die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen verändern wird und wie wir uns darauf vorbereiten können.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), der Deutsche Wetterdienst (DWD), die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) und das Umweltbundesamt (UBA) haben sich in der Strategischen Behördenallianz Anpassung an den Klimawandel zusammengefunden, um diesen Fragen gemeinsam nachzugehen.
Den vollständigen Bericht des Forschungsprojekts finden Sie im Internetangebot des DWD unter www.dwd.de/pressekonferenzen
Quellen:
Korrespondenz Wasserwirtschaft, Januar 2012
www.dwd.de, Oktober 2012
Merkblatt der Stadt Ludwigshafen für Versickerung von unbelastetem Niederschlagswasserochwasser
Die Stadt Ludwigshafen hat für die Bewohner ein lesenswertes Merkblatt mit Hinweisen für die Regenwasserversickerung erstellt. Das Merkblatt kann richtungsweisend auch für andere Gemeinden sein, die sich mit dem Thema „Regenwasserversickerung“ auseinandersetzen“
"Versickerung von unbelastetem Niederschlagswasser"
Quelle: www.ludwigshafen.de, Dezember 2012
Hochwasser geht alle an!
Diese Broschüren sollen Ihnen einen Überblick geben, wie das Hochwasserrisiko bewertet und gemindert werden kann und was Sie selbst und andere dazu beitragen können.
"Hochwasserschutzfibel" Herausgeber: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Download |
"Hochwasser geht alle an!" Herausgeber: Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft Download |
Quelle: www.sachsen.de, September 2012
"Getränkekisten" für 1600 Kubikmeter Regenwasser
Hanau - Sie sehen aus wie schwarze Getränkekisten. Aber die so genannten Füllkörper aus Kunststoff haben einen anderen Zweck: Sie sind Bestandteile einer Rigole.
Dies wiederum ist ein unterirdischer Pufferspeicher, der eingeleitetes Regenwasser aufnimmt und dann schrittweise versickern lässt. Eine solche Rigole hat der Eigenbetrieb Hanau Verkehr und Entsorgung (HVE) am neuen Parkhaus am Kinocenter in ein ausgehobenes Erdloch einbauen lassen.
„Das ist vergleichsweise kostengünstiger Schutz vor Extremregen, der angesichts des Klimawandels immer notwendiger wird“, erläutert Stadtrat Axel Weiss-Thiel (SPD), „denn ein Regenrückhaltebecken an dieser Stelle oder das Aufweiten der städtischen Kanalisation wäre um einiges kostspieliger.“ Rund 200â000 Euro, gespeist aus den Abwassergebühren, investiert HVE als Bauherr und Betreiber in die 40 mal 40 mal 1 Meter messenden Quader aus Kunststoff-Elementen. Nach geltenden Wassergesetzen muss das von befestigten Flächen ablaufende Niederschlagswassers, der so genannte Oberflächenabfluss, vorrangig versickern oder verwertet werden. Dies gilt insbesondere bei Neubauten. Nur wenn es anders nicht machbar ist, darf der Niederschlag in die öffentliche Kanalisation fließen.
Voraussetzung: unverschmutzter Oberflächenabfluss
„Voraussetzung für das Versickern ist, dass der Oberflächenabfluss weitgehend unverschmutzt und der Boden für eine Versickerung geeignet ist“, erklärt Michael Ruess, bei HVE Leiter der Abteilung Abwasserbeseitigung und Hochwasserschutz. Beide Bedingungen sind für den Abfluss von den Dachflächen des neuen Kinos und des benachbarten Parkhauses am Steinheimer Tor erfüllt.
Für die Versickerung stand allerdings nur wenig Raum zur Verfügung. Deshalb fließt das Regenwasser zunächst in einen unterirdischen Rückhalteraum und versickert zeitverzögert.
Die zu diesem Zweck in den Boden eingebauten, durch Mainkies und ein Geotextil geschützten Kunststoffelemente werden mit einer Bodenschicht abgedeckt, so dass von außen nur eine Grünfläche wahrgenommen wird, auf der künftig Spielgeräte Platz finden sollen. Lediglich einige Schachtdeckel zur Kontrolle und Wartung bleiben nach außen sichtbar. Die Versickerungsanlage funktioniert weitgehend selbsttätig, ab und zu muss gereinigt werden.
Der im Vergleich zu Kino und Parkhaus zeitverzögerte Bau der Rigole ist den beengten Platzverhältnissen auf dem ehemaligen Feuerwehrgelände geschuldet.
„Mit der Inbetriebnahme der Rigole sind wir für den nächsten Winter gerüstet“, sagte Stadtrat Weiss-Thiel. Er verweist darauf, dass in Hanau ähnliche Regen-Versickerungsanlagen bereits an der Wasserachse in den Francois-Gärten und auf dem Hessen-Homburg-Platz am Technischen Rathaus in den Boden eingebaut sind.
Quelle: www.op-online.de, September 2012
Informationen der Stadt Dortmund zur Niederschlagswasserversickerung
Regenwasser-/ Niederschlagswasserversickerung
Eine Maßnahme zum ökologischen Umgang mit der Ressource Wasser ist die Versickerung von Niederschlagswasser, mit dem Ziel, das Regenwasser ohne Umweg über Kläranlagen wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zuzuführen. Das auf versiegelten Flächen (Straßen, Wege, Dächer) anfallende Regenwasser kann auf unterschiedliche Art und Weise auf dem Grundstück versickert oder aber einem Bachlauf zugeführt werden. Für bestimmte Versickerungsanlagen muss vor der Errichtung eine wasserrechtliche Erlaubnis bei der Unteren Wasserbehörde eingeholt werden.
Versickerungsanlagen
Im Wesentlichen unterscheidet man oberflächennahe und tiefgründige Versickerung. Oberflächennah sind alle Versickerungen, die das auf den befestigten Flächen anfallende Niederschlagswasser ausschließlich innerhalb der belebten Bodenzone (0,5 m unter der Geländeoberkante) versickern. Dies kann z. B. über Flächenversickerung (Auslauf auf eine Wiese), Muldenversickerung oder Versickerung über Teichanlagen geschehen. Diese oberflächennahen Versickerungsarten sind erlaubnisfrei.
Da eine ordnungsgemäße Niederschlagswasserbeseitigung auch die baurechtliche Erschließung eines Grundstücks sichert, ist die Fertigstellung der Anlage dem Bauordnungsamt im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens mittels Unternehmerbescheinigung anzuzeigen.
Tiefgründige Versickerungssysteme sind Sickermulden, die tiefer als 0,5 m in den Boden einbinden, sowie (Rohr)-Rigolen und Sickerschächte oder Kombinationen aus den vorgenannten Systemen (Mulden-Rigolensystem). Für diese Anlageformen muss immer eine wasserrechtliche Erlaubnis eingeholt werden. Für das gebührenpflichtige Erlaubnisverfahren ist ein Zeitfenster von mindestens 4-6 Wochen einzuplanen.
Generell dürfen Versickerungsanlagen nicht in belasteten Böden oder Auffüllungen errichtet werden, um mögliche Schadstoffeinträge in das Grundwasser auszuschließen. Der Abstand zwischen der Sohle der Versickerungsanlage und dem höchstmöglichem Grundwasserstand muss nachweislich mindestens 1,0 m betragen.
Rechtliche Anforderungen
Sofern Grundstücke erstmalig bebaut werden, muss vorab geprüft werden, ob das anfallende Niederschlagswasser
a) einem Regenwasserkanal zugeführt,
b) auf dem Grundstück versickert, oder
c) einem Bachlauf zugeführt werden kann.
Wenn diese drei Möglichkeiten ausscheiden, ist in Abstimmung mit dem Tiefbauamt die Zuführung des das anfallende Niederschlagswasser in die städtische Kanalisation zu regeln.
Quelle: www.dortmund.de, September 2012
Hamburg will klug mit Regenwasser umgehen
Entlastung von Sielen soll Überschwemmungen verhindern
Weltuntergangsstimmung am 6. Juni 2011: Binnen kürzester Zeit setzen sintflutartige Regenfälle weite Teile der Stadt unter Wasser. Bei der Landwehr stehen Menschen oberschenkeltief in den Fluten. Teilweise regnet es 80 Liter pro Quadratmeter. Mit derartigen Starkregenereignissen rechnen Forscher vermehrt als Folge des Klimawandels. Deshalb will die Umweltbehörde (BSU) neue Häuser und Straßen anpassen. Für Bauherren ergeben sich völlig neue Anforderungen an die Abwassersysteme.
Denn neben den starken, plötzlichen Regenfällen stellt auch die zunehmende Versiegelung die Siele und Rohre vor große Herausforderungen: Immer mehr freie Flächen, auf denen der Regen ins Grundwasser sickern könnte, werden bebaut. Bei Unwettern droht eine Überlastung der Ableitungssysteme. Überflutungen wären die Folge.
Ein Grund mehr für Jutta Blankau, SPD-Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, sich ein Bild von zwei bestens gerüsteten Neubaugebieten zu machen, die den klugen Umgang mit Regenwasser bereits in vielfältiger Weise vorleben. Sie erhofft sich durch die beiden Vorzeigemodelle "Ohlsdorf 12" in der Nähe des Ohlsdorfer Friedhofs und "Lokstedt 56" am Veilchenweg einen Paradigmenwechsel im Städtebau.
Die rechtliche Voraussetzung dafür gibt es schon: Durch eine neue Verordnung werden seit Mai 2012 all jene finanziell belohnt, die ihr Regenwasser vor Ort bewirtschaften, Gründächer errichten oder ihre Fläche durchlässig gestalten. Um die bestehenden Entwässerungssysteme zu entlasten, sollen Investoren und Grundstückseigner durch ein neues Gebührenmodell dazu angeregt werden, ihre Flächen nicht ans Siel anzuschließen oder durchlässig zu gestalten. Was auf dem Papier Zukunftsvisionen sind, wird in Lokstedt und Ohlsdorf schon gelebt. Die Bezirke Eimsbüttel und Hamburg-Nord machten für die Neubaugebiete die Vorgabe, das Regenwasser so weit wie möglich vor Ort versickern, verdunsten und zurückhalten zu lassen.
Erster Termin: Lokstedt. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) wartet vor dem Wohngebiet mit den weißen und cremefarbenen Backsteinhäusern. Trotz dichter Bebauung ist hier viel Grün. Auch Kinder kommen nicht zu kurz, Spielgeräte stehen bereit. Einige Abschnitte befinden sich noch im Bau, andere sind vollständig fertiggestellt. "Aufgrund der bereits stark ausgelasteten Siele wurde für das Gebiet Lokstedt 56 ein alternatives Entwässerungskonzept entwickelt", erklärt Sevecke. Der verantwortliche Landschaftsarchitekt Daniel Lichtenstein führt durch das Wohngebiet: "Hier werden 1300 Kubikmeter Regenwasser nicht nur durch Mulden und Gräben zurückgehalten, sondern auch durch wasserdurchlässige Gehwege und Stellplätze", so der Experte. "Aber auch die Gründächer nehmen den Regen auf und senken auch noch die Nebenkosten, da sie die Wärme im Haus halten."
Über das Mulden- und Grabensystem wird das Regenwasser durch Versickerung und Verdunstung zu weiten Teilen dem Wasserhaushalt der Natur direkt zugeführt. Dann zeigt Sevecke stolz das lächerlich klein aussehende Rohr, das für die restliche Sielentwässerung des gesamten Neubaugebiets sorgt - ein größeres ist nicht mehr nötig.
Quelle: Die Welt, 17.7.12